Nachfolgeplanung und Auswahl von Verwaltungsratsmitgliedern für Retail-Banken

Der Artikel von Prof. Dr. Christoph Lengwiler und Reto Jauch behandelt die Ergebnisse der IFZ Retail Banking Study in Bezug auf die Corporate-Governance-Praktiken von Schweizer Retail-Banken, mit einem speziellen Fokus auf die Praktiken der Präsidenten der Verwaltungsräte (VRP) im Hinblick auf die Personalplanung für das Board oder den Bankrat.

Die Umfrage, die im September 2021 durchgeführt wurde, richtete sich an 69 Vorsitzende von Retail-Banken mit einer Bilanzsumme von über 500 Millionen CHF und erzielte eine hohe Rücklaufquote von 78% bei 54 Teilnehmern.

Bedeutung der Zusammensetzung: Der Verwaltungsrat ist hauptsächlich für die Nominierung neuer Mitglieder verantwortlich, wodurch die Personalplanung eine entscheidende Funktion darstellt. Die Analyse der aktuellen Zusammensetzung des Vorstands anhand detaillierter Profile seiner Mitglieder ist wesentlich, um Lücken zu identifizieren und sich auf die Nachfolge vorzubereiten.

Profilanalyse: Ein Matrixansatz wird empfohlen, um die Profile der Mitglieder zu verfolgen. Diese sollten verschiedene Kategorien wie Funktion, Amtszeit, Alter, Geschlecht, Qualifikationen, Marktkenntnisse und persönliche Eigenschaften umfassen. Dies hilft dabei, die Gesamtzusammensetzung des Vorstands zu bewerten und etwaige Mängel zu beheben.

Regulatorischer Rahmen: Der Artikel betont die Bedeutung des Verständnisses der rechtlichen und regulatorischen Anforderungen, die die Zusammensetzung des Vorstands betreffen, einschließlich der Aktiengesellschaftsgesetze und bankenspezifischer Vorschriften.

Kandidaten-Longliste: Eine vertrauliche Liste potenzieller Kandidaten für zukünftige Board-Positionen sollte geführt werden, die Qualifikationen und Verbindungen innerhalb des aktuellen Verwaltungsrats umfasst.

Zukunftsplanung: Die Personalplanung sollte jährlich oder nach Bedarf erfolgen und sich auf eine proaktive Nachfolgeplanung sowie rechtzeitige Rekrutierungsprozesse konzentrieren. Der Artikel hebt die Notwendigkeit hervor, dass Vorstände regelmäßig ihre Zusammensetzung evaluieren und notwendige Anpassungen vornehmen.

Die Umfrage ergab, dass eine erhebliche Mehrheit der Befragten (83%) einen umfassenden Überblick über die Board-Mitglieder und potenzielle Vakanzen behält, aber nur 46% eine schrittweise Erneuerung des Aufsichtsgremium anstreben. Viele gaben an, dass sie oft erst mit der Nachfolgeplanung beginnen, wenn eine Vakanz entsteht. Insgesamt zeigen die Ergebnisse eine hohe Sensibilität der Vorsitzenden für die Bedeutung der Nachfolgeplanung, weisen jedoch auf Unregelmässigkeiten in der regelmässigen Praxis hin.

Reto Jauch, Partner SZ&J
Prof. Dr. Christoph Lengwiler, Verwaltungsrat, Dozent